Entlang der Küste

9. November 2006: Besuch in Werft und Werkstatt

Wir starten in den Tag mit einem Spaziergang zum Strand, der mit seinen massiven Felsen sehr sehenswert ist. Überall sind Krater und Schleifspuren vom nächtlichen Spektakel zu sehen. Auch Eierschalen sowie Krebse auf dem Weg ins Wasser sind zu sehen.

Schrecksekunde im Auto: Quasi nur mit letzter Kraft springt der Motor an. Wir fahren ohne Stopp bis Sur. Auch hier stimmt das Roadbook des Reisebüros nicht. Die Straße ist geteert und wir sind schnell in Sur. Aus dem Auto schauen wir uns kurz den Ort an.

Kurzer Stopp zur Besichtigung an den Dhauwerften. Wir dürfen eine frisch renovierte Dhau besichtigen und werden vom Eigner zum abendlichen Stapellauf eingeladen. Heute werden leider keine der traditionellen arabischen Holzschiffe gebaut, nur noch alte Dhaus restauriert. Mit den Schiffen sind schon vor Jahrhunderten die Omanis bis nach China gesegelt und haben so ihren legendären Ruf als Händler und Reisende erarbeitet. Angeblich wurde im Oman auch der Kompass erfunden, die Geschichte von „Sindbad, dem Seefahrer“ wird dem Land ebenfalls zugeschrieben.

Noch vor dem Mittagessen checken wir im Sur Beach Hotel ein. Ein Badezimmer tut nach fünf Nächten im Zelt oder Wüstencamp wirklich gut. Der Strand lädt leider nicht zum Baden ein. Auch stundenlanges Fahren hat die Batterie nicht aufgeladen. Mittagessen im Restaurant Al-Zaki – wir sind mutmaßlich die einzigen Fremden. Sehr lecker und günstig. Nach mehreren Telefonaten mit Reisebüro und Mietwagenfirma entscheiden wir, zum örtlichen Toyota-Händler zu fahren. Leider öffnet die Werkstatt erst später als der Verkauf, so dass wir weiter viel Zeit verlieren. Schließlich bekommen wir gratis eine neue Batterie. Wir fahren nochmals zu den Dhauwerften und machen im Abendlicht einige Fotos. Das Dhaumuseum finden wir nicht. Das Abendessen im Hotel – trotz Empfehlung des Reiseführers – überzeugt uns nicht. Wir sind zu müde, um dem Stapellauf der Dhau zu erleben.

10. November 2006: Schwimmen im Wadi

Auch das Frühstück im Hotel taugt nichts. Wir fahren nochmals zu den Werften und trödeln ein wenig. Außerdem stocken wir bei der Swif-Bäckerei unsere Vorräte auf. Filialen dieser Kette gibt es im ganzen Land. Für arabische Verhältnisse sind Brot, Brötchen und Kuchen wirklich gut.

Auf dem Weg zu den beiden Tageszielen passieren wir die Zukunft Omans: die Erdgas-Verflüssigungsanlage (LNG) und Schiffsverladestelle in Qalhat. Denn im Gegensatz zu dem arabischen Nachbarn sind die Ölvorkommen eher begrenzt, dafür besitzt der Oman einige der weltgrößten Vorräte an Erdgas. In flüssiger Form wird das Erdgas beispielsweise nach Südkorea und Westeuropa verkauft. Auf der Suche nach der Küstenstraße Richtung Norden sehen wir einen sandigen Golfplatz in der Wüste. Wie überall wird auch hier gebaut, so dass wir einige Kilometer auf einer neuen, noch nicht ganz fertigen Autobahn fahren. Anschließend geht es auf einer schlechten Piste weiter, vorbei an der mit alten Korallenstücken ausgestatteten Moschee (oder Mausoleum) Bibi Miriam. Von Christian mit Missachtung bestraft.

Zunächst fahren wir ins Wadi Tiwi. Wie angekündigt, ist die Straße eng und zuweilen steil. Manchmal sehen wir nur noch den Himmel und müssen im Blindflug um die Kurve ruckeln. Auf halbem Weg machen wir Mittagspause und drehen anschließend um. Schließlich müssen wir nicht jedes Wadi bis zum Ende fahren.

Weiter geht es ins drei Kilometer entfernte Wadi Shab. Das GPS bestätigt unseren Verdacht nach Blick auf den Kilometerzähler: Wir sind zu weit gefahren. Auf dem Rückweg sehen wir, dass die Einfahrt ins Wadi nur von Norden aus beschildert ist. Wir starten zu einer kleinen Wanderung. Wie schon im Wadi Bani Khalid zwei Tage zuvor, dass von hier aus quasi auf der anderen Seite des östlichen Hajar-Gebirges liegt, möchte ein Einheimischer als unser Guide arbeiten. Wir ignorieren ihn. Zuerst laufen wir an einem aufgestauten See entlang, dann durch ausgedehnte Dattel- und Bananenhaine bis das Wadi schmaler und ursprünglicher wird. Das Wadi Shab ist berühmt für viele Quellen. Als wir einige Pools erreichen, endet für uns der Weg. Dieser würde sich nun nur noch die Berge hinaufschlängeln, was für uns aber heute nicht infrage kommt. Trotz der nervigen „Bewachung“ entscheiden wir uns für ein kühles Bad. Wir begnügen uns jedoch mit den ersten beiden Pools und klettern nicht weiter nach hinten, wo wohl noch eine Höhle zu besichtigen ist. Außer unserem Guide sind wir allein. Bei diesen Pools werden auch die örtlichen Falajs für die Felder weiter vorne im Wadi gefasst. Auf dem Rückweg begegnen uns allerdings noch einige Touristen sowie viele Einheimische, obwohl es schon später Nachmittag ist. Aber schließlich ist hier freitags arbeitsfrei. Soviel Staub wie am Parkplatz von Wadi Shab hatten wir nirgends. Das Auto (und teilweise auch wir) sind total verdreckt.

Die empfohlene Campingmöglichkeit „White Beach“ in Fins gefällt uns nicht. Wir suchen uns eine schöne Stelle in den Dünen weiter nördlich. Wir genießen die Abendstimmung mit ihrem Spiel aus Sonne, Bergen und – vielen Wolken. Es regnet zwar nicht, dafür zieht ein kräftiger Sturm auf. Mit Steinen sichern wir Zelt und Feuerstelle. Doch das Wasser will einfach nicht heiß werden. Eigentlich wollten wir heute die Vorräte plündern: mit einer Suppe als Vorspeise sowie Cappuccino und Obstsalat als Dessert. Nach 30 Minuten werfen wir unsere Nudeln entnervt hinein und essen anschließend aus dem Topf. Das Drei-Gang-Menü entfällt, wir ziehen uns ins Zelt zurück. Es ist warm und trocken, doch das ewige Rauschen und Ruckeln des Windes am Zelt nervt.

11. November 2006: Picknick in einsamer Bucht

Wir sind froh, als in der Nacht er Sturm schwächer wird. Und wir hatten uns so eine romantische Nacht erhofft. Nur 30 Meter bis zum Strand mit sanftem Wellenrauschen. Morgens werden wir dann etwas verschlafen kurz vor Sonnenaufgang wach. Nach einem schnellen Frühstück, einer Putzaktion und einem kurzen Spaziergang am einsamen Strand starten wir gen Muscat. Die Piste ist in einem schlechten Zustand. Es ist wirklich erstaunlich, dass es bis heute keine geteerte Küstenstraße gibt. Immerhin sieht man zwischendurch die Arbeiten für die neue Straße.

Wir beschließen noch einen Abstecher in zwei Wadis zu machen. Auf einer besseren Piste als Hauptstrecke geht es wieder ins Gebirge. Die Kilometerangaben im Reiseführer stimmen exakt. Erneut sehen wir eine Bergwelt, in der Licht und Schatten miteinander zu spielen scheinen. Zwar nur langsam, aber dafür mit tollen Ausblicken kommen wir voran. Leider müssen auf dem Weg ins Wadi Suwayh unterwegs an enger, steiler und kurviger Stelle umdrehen. Denn die Weiterfahrt blockiert ein sog. Grader. Der ebnet zwar die Piste, fährt aber nur im Schritttempo. Auch die Strecke ins Wadi Dhayqah ist landschaftlich schön. Einige Felsen sehen aus wie Pilze. Hier machen wir noch Fotos, in der Oase nicht. An einer überfluteten Straßenpassage – nun wieder geteert – wollen wir zum Abschluss nochmals Gas geben… Und beinahe wäre es passiert. Wir unterschätzen die Gefahr des Aquaplaning, der Wagen gerät ins Schleudern. Gerade noch bevor es links in die Tiefe geht, drehen wir den Wagen und kommen rechtzeitig vor der Felswand rechts zum stehen. Glück gehabt. Nach einem Fotostopp an den Plantagen mit Dattelpalmen sowie Papaya- und Mangobäumen sind wir auf der Schnellstraße nach Muscat. Unsere Mittagspause verbringen wir am Strand von Yiti, einer einsamen Bucht mit Fischerdörfern. Letztmals gibt es trockenes Weißbrot mit Streichkäse, anschließend die letzte Büchse Obstsalat. Wir genießen die Einsamkeit am Strand. Noch sind in dieser Gegend die Straßen ungeteert, aber schon zu erahnen. Und später lesen wir in der Zeitung, dass in diesem Paradies ein neues Urlaubsressort entstehen soll.

Durch die Rushhour kämpfen wir uns zurück ins Ramada-Hotel. Wir erfrischen uns kurz, denn unser Zimmer ist noch nicht frei. Den Nachmittag verbringen wir mit einer ersten Stadtrundfahrt und im Mutrah-Souk. Sandra kauft nach einigem Suchen mehrere Kaschmirtücher. Wie befürchtet, gibt es auch hier keine schönen und bezahlbaren Krummdolche. So geht Christian dieses Jahr leer aus und kauft keine Mitbringsel.

Nach zwölf Tagen on tour gönnen wir uns ein üppiges Dinner. Dazu steuern wir das Strandrestaurant (eine günstige Gelegenheit für einen Besuch) vom Al-Bustan-Palace, einem der weltweit berühmtesten Hotels und lange Zeit DAS Tophotel auf der arabischen Halbinsel. Bei Kerzenschein und Meeresrauschen genießen wir den Abend im Beach Pavillion. Die Vorspeise erweist sich als nur eine, dafür sehr leckere Tiger-Prawn (zur Erklärung: auf der Karte waren „Prawns“ angekündigt). Die Dorade (seabream) als Hauptgericht ist sehr lecker, der Nachtisch mit Datteleis den Versuch wert. Restaurant und die gut sortierte Bar sind gut besucht. Wir schlendern noch am Strand und durch den Garten mit den schönen alten Palmen. Allerdings zeigt sich an Pool, Terrassen und Co., dass eine Generalsanierung wirklich nötig ist. Von Januar 2007 an ist das Hotel geschlossen. Die Empfangshalle ist mit rund 40 Metern Höhe wahrlich beeindruckend. Doch die Gestaltung mit viel Gold, Spiegeln und Marmor gefällt uns nicht.

Da unser Badehotel ganz in der Nähe liegt, fahren wir auf dem Rückweg dort noch vorbei. Von außen ähnelt es zwar eher einem Betonklotz. Aber wir wollen uns überraschen lassen und fahren über die in den Fels gesprengte, neu gebaute und hell erleuchtete Zufahrtsstraße zurück ins Ramada-Hotel.

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